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Mönlam
Tibet3

Tblibet war schon immer ein Land faszinierender, mystisch verbrämter Feste, die die ganze Farbigkeit und Ausdruckskraft des Lamaismus, des tibetischen Buddhismus, offenbaren. Der blutige Einfall der Chinesen in Tibet brachte hier eine tiefe Zäsur und zeitweise war dadurch das gesamte religiöse Leben beinahe ausgelöscht. Erst im Laufe der Zeit und nach vielen Rückschlägen hat sich die Situation wieder gebessert und inzwischen werden die Tibeter in ihrer Religionsausübung weniger behindert.
Heute kann man ohne Übertreibung sagen, dass auch nach jahrzehntelanger Besetzung und Unterdrückung die Glaubensinhalte des Lamaismus im Bewußtsein der tibetischen Bevölkerung unverändert fest verankert sind. Eine wichtige Rolle kommt hierbei der Festkultur der Tibeter zu, die mit dem religiösen Leben auf das Engste verbunden ist. Auf den Festen werden die Gläubigen immer wieder an die religiösen Prinzipien des Lamaismus gemahnt, wird ihr Glaube immer wieder neu bestärkt. In besonderer Weise gilt dies für die Klosterfeste mit ihrem Mysterienspiel der Maskentänze (Cham-Tänze), die nahezu jedes Fest in Tibet begleiten. Sie dienen ganz wesentlich der Unterweisung der Zuschauer im Sinne des Lamaismus, um so ihre religiösen Überzeugungen zu festigen und ihren Gauben zu erneuern. Aber auch das Erleben der Feste selbst mit ihrer spirituellen Atmosphäre, das Einswerden mit der Gemeinschaft der Gläubigen gibt vielen Tibetern Halt und sie schöpfen Kraft, die Repressionen der Fremdherrschaft zu ertragen. Selbst die chinesischen Besatzer konnten diese Tradition nicht nachhaltig unterdrücken und so hat sich die tibetische Festkultur heute wieder belebt.
Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Mönlam-Fest, das wohl großartigste und eindrucksvollste Fest des tibetischen Buddhismus, das zu Beginn des Jahres im Anschluß an Losar, das tibetische Neujahr, gefeiert wird. Das Mönlam-Gebetsfest, das „Große Mönchsgebet“, wie es zutreffender heißt, gehört zu den ältesten Festen Tibets und gilt zugleich als das bedeutungsvollste Fest im Lamaismus. Die Tibeter  glauben, dass mit dem gemeinsamen Wunschgebet, zu dem sich die Mönche beim Mönlam-Fest versammeln, bei Teilnahme eines hohen Bodhisattva, das ist ein erleuchteter buddhistischer Weiser und Heiliger, der den Menschen auf ihrem Erlösungsweg hilft, gleichsam Wunder vollbracht werden können. Nach lamaistischer Glaubensvorstellung sammelt und bündelt die Mönchsgemeinde im gemeinsamen Wunschgebet gewaltige spirituelle Kräfte, die jedes negative Karma auflösen und Unheil aller Art verhindern können. Im alten Tibet war deshalb das große Mönlam-Mönchsgebet ein wichtiges Instrument der Staatsführung, um so durch intensive Meditation und Gebete drohendes Unheil und Katastrophen vom Land abzuwenden. Über die Jahrhunderte wuchs die Popularität dieser Versammlungen in allen Schulen des tibetischen Buddhismus mehr und mehr. Schließlich wurden sie auch von dem überragenden buddhistischen Reformer Tsongkhapa für die Gelugpa-Linie, den „Gelbmützen“ Orden, bestätigt, dem bis heute die geistige Führung im tibetischen Buddhismus zukommt.
Damals im alten Tibet versammelten sich Zehntausende von Mönchen vor allem aus den drei großen Klöstern Ganden, Drepung und Sera in Lhasa am Jokhang-Tempel, um unter den Augen des heiligen Bildnisses von Buddha Shakyamuni zu beten, zu meditieren und danach am Parkhor ihre religionsphilosophischen Debatten abzuhalten. Auch an vielen anderen Klöstern fanden Mönlam-Feierlichkeiten und Debatten statt, für die sich die Mönchskandidaten in einem langjährigen Studium qualifizieren mußten. Tsongkhapa selbst hatte solche Disputationen zu einem Pflichtteil der Ausbildung gemacht und nur für die Besten eröffnete sich so die Möglichkeit, in die höchsten Ränge der Mönchshierarchie aufzusteigen. Diese Tradition des Mönlam beginnt sich seit einiger Zeit, wenn auch unter Einschränkungen, wieder mit Leben zu füllen. Die einstmals grandiosen, wochenlangen Feierlichkeiten im Jokhang-Tempel und auf dem Parkhor-Vorplatz geben sich nunmehr bescheidener und auch andernorts wurden sie vielfach zeitlich verkürzt. Gleichwohl bietet das Mönlam-Fest auch jetzt wieder ein beeindruckendes Erlebnis kraftvollen und unerschütterlichen buddhistischen Glaubens der Tibeter.
Erneut versammeln sich wieder Mönche aus den drei großen Klöstern Ganden, Drepung und Sera in großer Zahl am Jokhang Tempel, um vor dem Bildnis Buddha Shakyamunis zu beten und zu meditieren sowie religiöse Debatten zu führen. Wieder bannen die Mönche mit magischen Maskentänzen die Kräfte des Bösen und gemahnen die Menschen an die Prinzipien ihres Glaubens. Ein Abbild von Buddha Maitreya, dem zukünftigen Buddha, wird in einer feierlichen Prozession vom Jokhang Tempel um den Parkhor Square und zurück getragen. Die Gläubigen wollen damit eine baldige Ankunft des zukünftigen Buddha erbitten. Auch viele Pilger aus allen Teilen Tibets strömen mit Opfergaben in den Tempel. Sie lauschen den Gebetsgesängen der Mönche und murmeln Mantras, in ihren Händen drehen sie unablässig Gebetsmühlen. Viele Frauen tragen ihren kostbaren Schmuck aus Silber, Korallen und Türkisen. Immer mehr Butterlämpchen werden entzündet, die eine mystische Stimmung verbreiten. Im Dämmerlicht bieten sich dem Besucher eindringliche Bilder, denen sich kaum jemand entziehen kann.
Zum Ende erreichen die Mönlam-Feierlichkeiten mit dem Butter-Lamp-Fest noch einmal einen glanzvollen Höhepunkt. Auch dieses Fest wurde einst von Tsongkhapa institutionalisiert, der Überlieferung nach geht es jedoch in seinen Ursprüngen sogar zurück bis auf den historischen Siddhartha Gautama Buddha bzw. Buddha Shakyamuni selbst. Danach soll Buddha Shakyamuni einst zur Neujahrszeit in Shravasti  (Nordindien) verschiedene Meister anderer Religionen in einem „Wettstreit der Wunder“ durch unübertreffliche Wundertaten besiegt haben. Die Legende erzählt nun von einem Traum Tsongkhapas, in dem, ähnlich wie bei den Wundern Buddha Shakyamunis, aus trockenem Gras blühende Blumen erwuchsen und an Dornen strahlende Lichter erschienen. Um fortwährend an den Sieg Buddhas zu erinnern verfügte Tsongkhapa, wieder am Anfang des Jahres als Abschluß des Mönlam-Festes eine solche Szenerie auch vor dem Bildnis von Buddha Shakyamuni, dem größten Heiligtum Tibets, zu gestalten.
Seitdem errichten Mönche und einfache Gläubige zum Butter Lamp- Fest vor dem Buddha-Bildnis im Jokhang, aber auch an vielen anderen Tempeln, aus farbiger Butter und Tsampa (Gerstenbrei) kunstvolle Skulpturen in Form von Blumen und religiösen Motiven und entzünden unzählige Butterlampen. Früher, im alten Tibet, bauten die Mönche große, fast zehn Meter hohe hölzerne Gerüste, an denen riesige, meisterhaft gestaltete Gebilde befestigt waren, die Blumen, mythische Tiere, Buddhas oder auch Schutzgottheiten darstellten. In wochenlanger Arbeit waren sie in den Klöstern bei eisiger Winterkälte angefertigt worden. Das gibt es heute nicht mehr, doch wieder erstrahlt der Parkhor Square vor dem Jokhang in einem Meer von Abertausenden Butterlämpchen, umsäumt von Skulpturen aus der buddhistischen Symbolik. Der Platz quillt über von freudig gestimmten Gläubigen, die singen und tanzen und ihre Gebetsmühlen drehen. Ein faszinierender Anblick und ein stimmungsvolles Erlebnis, das im Gedächtnis haften bleibt.
Noch eindringlichere, einzigartige Mönlam-Festszenerien eröffnen sich dem interessierten Reisenden, wenn er bereit ist, einige Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen. Gibt es doch bestimmte Regionen Tibets, in denen Mönlam inzwischen wieder nahezu mit der gleichen religiösen Intensität und Prachtentfaltung gefeiert wird wie in der alten Zeit vor dem Einfall der Chinesen. Dies gilt vor allem für die tibetischen Ostprovinzen Amdo und Kham, und hier z.B. das Kloster Labrang. Freilich ist die Anreise dorthin zur Festzeit im Winter (um den Februar) recht beschwerlich und touristische Annehmlichkeiten, etwa komfortable und angenehm beheizte Hotels wie in Lhasa, sucht man vergebens. Dafür reich belohnt wird der engagierte Besucher in Labrang mit einer ergreifenden Atmosphäre tiefer, lebendiger Gläubigkeit, überwältigenden Bildern und einer Vorstellung von dem ursprünglichen Tibet, wie es einmal war.
In Labrang erstreckt sich Mönlam gemäß der alten Tradition wieder über eine wochenlange Festperiode mit mannigfachen Mönchsgebeten und Zeremonien in den Tempeln. In einer Serie von Höhepunkten reiht sich dann zum Ende dieser Festperiode ein spektakuläres Festereignis an das andere. Den Anfang macht am 13. Tag des Mönlam die   Thanka-Zeremonie, das Entrollen des Thankas, eines riesigen, ca. 30m großen seidenen Rollbildes, auf dem Buddha in der „Geste der Erdberührung“ dargestellt ist. Thankas helfen den Gläubigen, ihre komplexe Götterwelt zu visualisieren, damit sie bei ihnen Schutz und Hilfe suchen können. Die Menschen sind davon überzeugt, dass der Anblick eines solchen monumentalen Thanka, dessen Darstellung man auch noch aus großer Entfernung erkennt, von Sünden reinigt und die rechte religiöse Gesinnung fördert.
Voll freudiger Erwartung fiebern die Gläubigen dem Ereignis entgegen. Viele sind von weither angereist und riechen nach Rauch und ranziger Butter. Die Frauen haben ihren kostbaren Schmuck aus Türkisen und Korallen angelegt, ihre Haare sind zu 108 Zöpfchen geflochten, 108 ist die heilige Zahl im tibetischen Buddhismus. In den Händen drehen die Gläubigen ihre Gebetsmühlen und murmeln „Om mani padme hum“, „O Juwel in der Lotusblume“. Dann, ohne erkennbare Anzeichen ist es plötzlich so weit. Schrille Musik von Trommeln, Tschinellen und Trompeten ertönt, untermalt vom dumpfen, unwirklichen Gedröhn der  Randongs, gewaltigen bis zu vier Meter langen  Hörnern.
Aus den Klostergebäuden quellen Mönche in ihren roten Kutten, vorneweg die Musiker und Novizen mit gelben Zeremonialschirmen, bunten Bannern und qualmenden Weihrauchgefäßen. Getragen auf den Schultern der Mönche windet sich das aufgerollte Thanka wie eine Schlange durch die engen Gassen der Klosterstadt. Ehrerbietig entblößen die Gläubigen ihre Häupter und drängen nach vorne, um beim Tragen zu helfen oder zumindest das Thanka zu berühren. Im Eilschritt, begleitet von einer Menschentraube, wird der vorbereitete und planierte Festplatz auf einem Hügel erreicht. Wieder ertönen Trommeln, Becken und Hörner. Die Menge hält den Atem an, denn jetzt wird die Verschnürung gelöst.
Zuerst langsam, dann immer schneller rollt das riesige Bild den Hang nach unten. Der gelbe Stoff, der das heilige Bild schützt, wird mit Seilen hochgezogen. Darunter erscheint das farbenprächtige Seidenbild von Buddha. Gütig lächelt er herab, ein Symbol der Liebe und des Mitgefühls mit allen Geschöpfen und ein wahrhaft überwältigender Anblick. Das ehrfürchtige Schweigen löst sich in lauten Jubel auf und gebannt hängen die Augen der Gläubigen an dem gewaltigen Bildnis. Weiße Schals, sog. „Katas“, überhäufen das Thanka, womit die Menschen ihre Verehrung bezeugen, manche Gläubige werfen sich angesichts des heiligen Bildes in religiöser Hingabe zu Boden. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Hunderte drängen zum Thanka, wollen es mit der Stirn berühren, ein alter Brauch, mit dem die Tibeter alles Verehrenswerte begrüßen. So nehmen sie etwas von der geistigen Kraft des Erleuchteten in sich auf und erbitten Glück und Segen für das nächste Jahr.
Buddha zu Ehren treten vor dem Rollbild auch Maskentänzer in Aktion, doch den religiösen Höhepunkt der Thanka-Zeremonie bildet das rituelle „Bad“. Ein Mönch hält einen Spiegel so, dass er darin das Buddha-Bild einfängt. Ein anderer übergießt das Spiegelbild mit Wasser aus einer Kanne. Damit ist das Bildnis symbolisch gereinigt und alle unguten Kräfte sind gebannt. Das so geheiligte Wasser, das sinnbildlich über Buddha geflossen ist, wird danach in einer ehrfurchtsvollen Geste an den Rinpoche, den hochrangigen Abt des Klosters Labrang und dann an die Mönche verteilt. Damit ist die Thanka Zeremonie beendet. Behutsam wird das riesige Rollbild Meter für Meter wieder aufgerollt und in einer feierlichen Prozession zum Haupttempel zurückgetragen, wo es bis zum nächsten Mönlam-Fest verbleibt.
Der Morgen des 14. Tages wartet mit dem nächsten dramatischen Höhepunkt auf, es ist der Tag der magischen Maskentänze. Bei Klosterfesten im tibetischen Kulturraum treten Götter und Schutzgottheiten in der Person von Mönchen mit Masken auf. Die Mönche verwandeln sich nach tagelangen Meditations- und Gebetsübungen mit Hilfe von Masken, sorgfältig ausgeführten Tanzschritten und ausgestattet mit Ritualgegenständen äußerlich und innerlich in übernatürliche Wesen. Diese Maskentänze, Cham genannt, vermitteln seit Jahrhunderten den Sieg des Buddhismus über die Bön-Religion sowie die Mysterien und Glaubensbotschaften des Lamaismus.
Das Dröhnen der Becken, Trommeln und langen Hörner ruft die bunte Menge der Gläubigen in den Hof des Klosters. Aus dem Tempeleingang drängen Tänzer in Gewändern aus schwerem, kostbaren Brokat mit einem Totenkopf auf der Brust und schwarzen, hohen Hüten mit einer Krempe aus Yakhaar, die „Schwarzhutmagier“. In den Händen halten sie einen Ritualdolch und eine Schädelschale. Mit langsamem, feierlichem Rhythmus umtanzen sie begleitet von durchdringender Musik im Uhrzeigersinn den Festplatz und reinigen ihn mit ihren magischen Kräften von allen bösen Einflüssen. Ihnen folgen die „Herren der Leichenacker“ mit Totenkopfmasken und Skelettkostümen sowie viele weitere Figuren. Den Gläubigen begegnen alle guten und furchterregenden Gottheiten, alle freundlichen und finsteren Dämonen ihrer Glaubenswelt. Grimmig maskierte Schutzgottheiten und Hüter der buddhistischen Lehre in prunkvollen Kostümen tanzen im Ritualschritt über den Klosterhof, gebannt verfolgt von den Zuschauern. Den Besuchern bietet sich ein Schauspiel voller Energie und durchaus bedrückender Ausdruckskraft, das seine Wirkung auf die Gläubigen nicht verfehlt. Manche halten sich die Hände vor die Augen, wenn besonders furchterregende Masken an ihnen vorbeitanzen. Unbewusst gleiten die 108 Perlen der Gebetsschnur rascher durch die Finger und drehen sich die Gebetsmühlen heftiger, um so göttlichen Beistand zu  erbitten.
Kblultischer Höhepunkt der Maskentänze ist die Opferung des „Linga“, einer kleinen menschlichen Figur, in die zuvor in langen Ritualen das Böse gebannt wurde. Furchterregende dunkelblaue und rote Masken mit aufgerissenem Mund, langen Reißzähnen, dem dritten Auge der Weisheit auf der Stirn und mit Kronen aus Totenschädeln umtanzen im "Donnerkeilschritt" lange die Figur. Die Kostüme wehen gespenstisch um die Tänzer, sich drehend schwingen sie den „Phurbu“, den Ritualdolch, mit dem die Geister aufgespießt werden sollen. Immer schneller wird der Rhythmus der Tänzer, immer lauter, drängender die Musik, bis sich der stierköpfige Yamantaka, der Bezwinger des Totengottes Yama, aus dem Kreise löst. In rasendem Tanz dreht und wendet er Kopf und Oberkörper nach links und rechts, vorwärts und rückwärts. Schließlich hackt er zum erlösenden Finale mit seinem langen Schwert die menschliche Figur in Stücke, womit das Böse ausgelöscht ist. Im Triumph drehen sich alle Figuren immer wieder im Kreise und umrunden den Platz. Mit einem lodernden Feuer geht dann das Tuch, auf dem das Linga gelegen hat, in Flammen auf. Dies ist das Signal für die Gläubigen, alles bricht in ausgelassenen Jubel aus und Knallkörper explodieren. Mehr noch, wild und verwegen aussehende Nomaden feuern mit Pistolen und Kalaschnikows in die Luft. All der Lärm und das Getöse soll sicherstellen, dass das Böse tatsächlich vertrieben ist und nicht zurückkehrt. Auch das alte Jahr wird damit getilgt und der Beginn des neuen Jahres markiert.
Der Mönlam-Festreigen setzt sich am 15. Tag mit dem Butter-Lamp- Fest fort, das in Labrang wieder nach den alten Regeln von Tsongkhapa gefeiert wird. In wochenlanger Arbeit waren Mönche damit beschäftigt, aus gefärbter Yakbutter und Tsampa Symbole und Figuren aus dem reichen buddhistischen Pantheon herzustellen. Nur die eisige Kälte hält die kunstvollen Gebilde stabil. Hier in Labrang sind es wieder gewaltige, bis zu 5 m hohe Reliefs, die an Gerüsten befestigt und am Abend des  15. Tages für eine einzige Nacht im Klosterhof ausgestellt werden. Im fahlen Schein des Vollmonds haben sich auf den umgebenden Dächern Mönche versammelt und ihre sonoren Gebetsgesänge erfüllen den  Raum. Tausende Butterlampen verbreiten im Klosterhof ein stimmungsvolles Licht, das die Gebilde in mystischem Glanz erstrahlen läßt. Dichtgedrängt ziehen Mönche und Gläubige in langen Reihen ehrfurchtsvoll an den Symbolen vorbei, um dadurch für ein weiteres Jahr Trost und Segen zu empfangen. Nach Wochen der Einsamkeit auf den weiten Hochebenen Tibets genießen die Nomaden sichtlich das wohlige Gedränge und die enge Tuchfühlung mit Ihresgleichen. Auch die Rutenschläge der rüden Mönchspolizisten, die versuchen das Gedränge zu ordnen, nimmt man deshalb nur als Spaß.
Mit der Maitreya-Prozession klingt das Mönlam-Fest schließlich feierlich aus. Seit jeher gilt im Lamaismus Buddha-Maitreya, der zukünftige Buddha, als große Verheißung. Mit wachsender Sehnsucht erwarten die Gläubigen sein Erscheinen, denn es herrscht Gewissheit, dass die gegenwärtige Epoche Gautama Buddhas ihren Höhepunkt längst überschritten hat. Alle Hoffnung auf ein neues, besseres Zeitalter religiöser Erneuerung richtet sich deshalb auf Buddha-Maitreya, dessen baldige Herabkunft mit der Prozession erfleht wird. In einem prunkvollen Zug mit farbenprächtigen Bannern, Fahnen und Musik wird eine festlich gewandete Statue des zukünftigen Buddha begleitet von allen Mönchen und den Pilgern um das Klosterareal getragen. Mehrfach stoppt der Zug und Andachten werden abgehalten, Mönche stimmen Gebete und Gesänge an. Den rituellen Höhepunkt der Prozession bildet, ähnlich der Thanka-Zeremonie, das symbolische Bad der Statue. Ein Mönch hält einen Spiegel in Richtung des Maitreya, ein zweiter übergießt das Spiegelbild mit Wasser. Mit dem geheiligtem Wasser werden sodann die Mönche gesegnet. Dann kehren die Mönche mit der Maitreya-Statue in den Tempel zurück, das Mönlam-Fest ist zu Ende. Noch ganz unter dem Eindruck der Erlebnisse beginnt sich die Menge langsam zu zerstreuen und die Pilger machen sich bereit, den teils langen Heimweg anzutreten.
Ein solches Fest zu erleben gehört sicher zu den ganz außerordentlichen, einmaligen Erfahrungen und Niemand lassen die Bilder tiefer, natürlicher Gläubigkeit, aber auch das faszinierende und prunkvolle Festgeschehen unbeeindruckt. Kälte und Strapazen sind dabei schnell vergessen. Der Besucher fühlt sich zurückversetzt in das alte Tibet, in ein Tibet, von dem man dachte, dass es nur mehr in der Erinnerung und in Büchern existiert. Der Enthusiasmus der Menschen und ihre religiöse Hingabe sind, allen Anfeindungen zum Trotz, unverändert. Dieses standhafte Festhalten an ihren alten religiösen Traditionen, die Geborgenheit in ihrem buddhistischen Glauben und das beglückende Gemeinschaftserlebnis ihrer Feste gibt den Tibetern Kraft und Gelassenheit, ihre schwierige Gegenwart zu bewältigen.



Für die Darstellung des Mönlam-Festes in Labrang stützen wir uns ganz wesentlich auf die Ausführungen von Prof. Hans Först in seinem ausgezeichneten Buch „Tibet-Feste und Zeremonien“, erschienen im Weishaupt Verlag, Gnas (A) 2003, ISBN 3-7059-0177-X. Es vermittelt äußerst interessante und fundierte Einblicke in die Festkultur und die religiösen Traditionen der Tibeter, die durch eine Fülle großartiger Fotos eindrucksvoll dokumentiert werden. Tibet-Freunden und generell am Buddhismus Interessierten, die sich näher und umfassender mit dem Thema beschäftigen wollen, kann man dieses Buch nur nachdrücklich empfehlen.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei Prof. Först bedanken, dass er uns die Verwendung der Texte und Bilder gestattet hat.

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